Editions Duang Kamol, Bangkok-Thailand: BOTAN, Briefe aus Thailand Editions Duang Kamol: Die Kunst traditioneller Thai-Massage (13677 Byte)

Die Kunst traditioneller Thai-Massage

Einführung

Traditionelle Yoga-Massage

"Wenn irgend jemand in Siam (Thailand) krank ist, beginnt er damit, seinen ganzen Körper von jemandem, der darin geübt ist, bearbeiten zu lassen. Dieser macht sich über den Körper des Kranken her und trampelt ihn unter seinen Füssen."

Simon de la Loubere, 1690, französischer Gesandter am könglichen Hof in Thailand.

    1. DIE HISTORISCHEN WURZELN DER THAI-MASSAGE

"Thai-Massage" - wer denkt dabei nicht zu allererst an Bangkoks berühmtberüchtigtes Nachtleben, an "Massage"-Salons in denen recht unverblümt ganz andere Dienste angeboten werden als wirkliche Massagen. Thai-Massage hat zu kämpfen mit diesem Ruf, denn kaum ein Besucher Thailands weiss, dass sich hinter diesem Begriff etwas ganz anderes verbirgt als getarnte Prostitution.

Traditionelle Thai-Massage oder Nuad, wie der Thai-Begriff dafür lautet, kann zurückblicken auf eine lange Geschichte der Heilbehandlung. Versucht man, die Techniken der in Thailand praktizierten Heilmassage zu ihren Wurzeln zu verfolgen, so stösst man unweigerlich auf die anfangs doch erstaunliche Tatsache, dass Thai-Massage eigentlich gar nicht originär aus Thailand stammt, sondern von Indien nach Südostasien kam.

Als ihr Begründer gilt ein nordindischer Arzt namens Jivaka Kumar Bhaccha, ein Zeitgenosse Buddhas und Leibarzt des Magadha-Königs Bimbisara vor mehr als 2500 Jahren. Kumar Bhaccha ist bekannt als Freund des Buddha und Arzt der buddhistischen Mönchsgemeinde. Er findet Erwähnung im Pali Kanon, den alten Schriften des Buddhismus der südlichen Schule des Theravada (heute vorwiegend verbreitet in Sri Lanka, Burma, Laos, Kambodscha und Thailand).

Auf Kumar Bhaccha werden nicht nur die heute in Thailand angewandten Massage-Techniken zurückgeführt, sondern auch das Wissen über die Heilkraft von Kräutern und Mineralien. Elemente indischer ayurvedischer Medizin sind auch heute noch in Thailand anzutreffen. So gehört Ayurveda und Kräuterheilkunde neben medizinischen Dampfbädern und Massage zum Angebot des von der "Gesellschaft des Shivago Komarpaj" betriebenen Massage-Hospitals in Chiang Mai im Norden Thailand. Und Kumar Bhaccha wird bis zum heutigen Tag in Thailand von vielen als "Vater der Medizin" geachtet und verehrt; zu seinen Gedenken werden Pujas (Andachten) abgehalten, wobei ein Text in Pali-Sprache dazu rezitiert wird: "Om Namo Jivaka" (Jivaka, Symbol kosmischer Einheit) --- "Wir ehren den mitfühlenden Jivaka durch vorbildliches Verhalten…" Diese Andachten, Wai Khru genannt, sind nach wie vor Bestandteil der Praxis am Massage-Hospital in Chiang Mai und werden zweimal täglich durchgeführt.

Trotz dieses bekannten Hintergrunds ist vieles von den Wurzeln der Thai-Massage und der traditionellen Thai-Medizin weithin im Dunkeln. Es wird davon ausgegangen, dass die Lehren Kumar Bhacchas mit den Lehren Buddhas im 2./3. Jhdt. B. C. nach Thailand kamen. Unklar ist, ob und wenn ja in welcher Weise es eine eigenständige Form von Massage in Thailand vor dieser Zeit gegeben hat. Unklar ist auch, wieweit Akupunktur und Akupressur sowie traditionelle Medizin aus China theoretisch und praktisch Einfluss auf die Massage-Praxis in Thailand hatten. Diese Fragen sind aus heutiger Sicht auch kaum zu klären, da medizinisches Wissen über Jahrhunderte nur mündlich überliefert wurde, vom Lehrer zum Schüler, getreu der auch in Indien gebräuchlichen Tradition und damit auf schriftliche Dokumente nicht zurückgegriffen werden kann.

Zwar werden im 17. Jhdt. medizinische Texte erwähnt, die auf Palmblättern in Pali-Sprache und Khmer-Schrift verfasst waren. Diese alten Texte scheinen einen hohen Stellenwert gehabt zu haben und wurden ähnlich verehrt wie die buddhistischen Schriften. Bei der Zerstörung der alten Königsstadt Ayutthia im Jahre 1767 durch burmesische Eroberer wurden die alten Texte jedoch weitgehend zerstört, so dass sie heute nicht mehr verfügbar sind. Bruchstücke blieben erhalten und dienten König Rama III im Jahre 1832 als Grundlage für die berühmten Epigraphien des Phra Chetuphon Tempels (Wat Pho) in Bangkok. Die noch verfügbaren Texte waren gesammelt und verglichen und in die Wände des Tempels eingraviert worden. Die Diagramme (das Titelbild dieses Buches zeigt beispielhaft die Art der Darstellungen) und die dazugehörigen Erklärungen weisen jedoch eine Fülle nicht zu übersehender Mängel auf.

Eine Publikation der "Traditionellen Schule der Medizin in Thailand" aus dem Jahre 1977 in Thai stellt "Die medizinischen Texte, die seine Majestät König Rama III im Phra Chetuhon (Wat Pho) Tempel im Jahre 2375 (1832 A. D.) eingravieren liess" vor. In den Texten gibt es Widersprüche zwischen den Diagrammen und den Erläuterungen, auf den Diagrammen fehlen Rippen und Wirbel und es gibt weitere Unzulänglichkeiten. Trotzdem sind diese Texte eine Fundgrube für denjenigen, der sich intensiver mit dem theoretischen Hintergrund der Thai-Massage beschäftigen möchte. Es werden insgesamt 60 Figuren dargestellt, 30 davon zeigen die Front-Partie und 30 davon die Rücken-Partie des Körpers. An den Figuren sind Therapiepunkte bezeichnet, die entlang der verschiedenen in der Thai-Massage bearbeiteten Energielinien, Sen genannt, verlaufen. Auf diese Energielinien wird später noch intensiver einzugehen sein.

Betrachtet man diese Darstellungen mit einem von westlicher Anatomie geprägten Blick, so erscheinen sie im besten Falle als äusserst merkwürdig. Dies hängt damit zusammen, dass Anatomie in der Thai-Massage ursprünglich keine Rolle spielte. Chirurgie war bei den Thais bis in die jüngste Vergangenheit unbekannt. Körper aufzuschneiden scheint in den frühen Thai-Gesellschaften sogar verboten gewesen zu sein. Anatomisches Wissen stand somit nicht zur Verfügung, und die Diagramme zur Massage erheben von daher auch gar nicht den Anspruch anatomischer Zeichnugen. Sie sind vielmehr Hilfsmittel, den Verlauf von ohnehin unsichtbaren Energielinien und Akupressurpunkten sowie deren Einfluss auf den Körper zu zeigen.

Leseprobe:

ATMUNG UND MASSAGE

An dieser Stelle möchte ich einen Absatz einflechten, der für die Bauchmassage besondere Bedeutung hat, aber eigentlich für die gesamte Massage gilt.

Ihre Massage wird tiefer und entspannender, wenn Sie sowohl Ihre, als auch die Atmung des Patienten gezielt einsetzen. Für die Partner durch Ausatmen Ihren Druck erleichtern, die Spannung der Muskulatur lösen. Sie hingegen atmen gleichzeitig ein. Lösen Sie den Druck, so holt der Patient wieder Luft, während Sie ausatmen. Halten Sie die Position, so hält der Partner ohne zu atmen.

Dieses Atem-Schema (Masseur gibt Druck oder Zug, atmet ein; Masseur löst Druck, atmet aus. Patient empfängt Druck oder Zug, atmet aus; Druck lässt nach, Patient atmet ein) ist auch für alle Dehn- und Streckübungen geeignet. Es hilft, Verpannungen zu lösen und den Energiefluss zu fördem. Die Koordination der Atmung von Patient und Masseur erhöht die Sensibilität auf beiden Seiten.Im Idealfall werden Masseur und Partner zu einer Einheit.

Auch andere Atem-Schemata als das hier vorgestellte sind möglich.

Ein Rhythmus, der ebenfalls oft benutzt wird, ist die Kombination der Atmung von Masseur und Patient.

Während gedrückt oder gezogen wird, atmen beide aus; wird der Druck oder Zug gelöst, atmen beide ein.

Experimentieren Sie und finden Sie heraus, womit Sie am besten arbeiten können.

Probieren Sie einen Atemrhythmus. Sie werden einen deutlichen Unterschied zur Massage ohne Atem-Koordination feststellen.


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Diese Seite wurde am 3. Juli 1997 gestaltet und zuletzt am 22. Dezember 1999 aktualisiert.
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